TEXTSCHLACHT

Blog für öffentliches Desinteresse.

Die Freiheit zu sterben

Obwohl man viel über dieses Thema schreiben könnte, versuche ich mich möglichst kurz zu halten:

Selbstmord

Weshalb tun Menschen sowas? Als da wären:

Trauer.

Wut.

Hilflosigkeit.

Angst.

Schwere Krankheit.

Und viele mehr.

Die Gründe gehen ins Unermessliche. Aber jeder Selbstmord ist begründet, hatte für den Selbsttäter einen bedeuteten Sinn. In den meisten Fällen geht es darum, irgend ein Leiden zu beenden.

Meine persönliche Meinung ist, dass jeder den Freitod wählen darf, wenn er möchte.

— Da kommt mir gerade ein Gedanke in den Sinn, welcher wir damals in der Berufsschule im Ethikunterricht aufgegriffen haben: Sollen die Fenster in den Heimen, Anstalten (egal welcher) immer abgeschlossen werden?

Wenn ja, dann hindert man ja einen Menschen daran, sich zu töten und nimmt daher seinen Willen. Nicht wahr?

Wenn nein, dann missachtet man die Vorschrift, die besagt, dass man immer auf das gesundheitliche Wohl der Klienten achten muss. Nicht wahr?

(Einfach mal um zwei zu nennen. Natürlich wurde da noch viel mehr mit Pro und Kontra argumentiert.)

Gedanke ende. —

Suizid scheint wie gesagt für die meisten der letzte Ausweg zu sein. Ausweg aus was? Unterschiedlich.

Für mich gäbe es jedoch einen anderen Grund, Selbstmord zu begehen. Einer, der hier vielleicht nicht alle verstehen werden und einer, der seltener als Grund bei den Menschen fällt, die sich das Leben nehmen:

Vollkommenes Glück.

Ja, meine Damen und Herren. Ein Grund, um Selbstmord zu begehen, ist, wenn man im vollkommenem Glück ist. Ein Mensch, welcher alles erreicht hat, was er möchte. Ein Mensch, der keine Schulden mehr hat, weder finanziell, noch im Gewissen. Ein Mensch, der sich nicht mehr um andere Menschen kümmern muss.

Solch ein Mensch ist berechtigt, Selbstmord zu begehen. Schon klar, er hinterlässt Freunde und Verwandte. Aber auch für diese Menschen ist es sicherlich leichter zu ertragen, wenn sie wissen, dass ihr Freund und Vater im vollkommenem Glück vom Felsen sprang, als unter Trauer und Wut.

— Diese Begründung wurde schonmal in einem Text von mir verwendet. Da es also ziemlich meiner Meinung entspricht, habe ich diese einfach von dort übernommen: https://textschlacht.wordpress.com/2013/03/22/blickwinkel/

Aber dass dieses „Vollkommene Glück“ überhaupt eintreffen wird, ist fast nicht zu erreichen. Sozusagen ein Ding der Unmöglichkeit. Sobald man etwas Schönes erreicht hat, kommt etwas Neues dazu.

Beispiel: Frau – Liebe – Kind – Dem Aufwachsen der Kinder zusehen – Hobby – Beruf – Und so weiter.

Wer unter Leiden sein Leben lässt, hinterlässt Freunde und Verwandte mit dem Gedanken: „Es war zwar sein letzter Ausweg, aber wir hätten helfen können/wollen. Er hat das Leben als trauriger Mensch verlassen.“

Wer unter vollkommenem Glück Suizid macht, hinterlässt Freunde und Verwandte mit dem Gedanken: „Schade, dass er uns verlassen hat, aber er hat das Leben als fröhlicher Mensch verlassen.“

Es ist schwierig diese Meinung in einem Text zu verfassen, aber ich hoffe, ihr könnt mich verstehen.

2 Kommentare zu “Die Freiheit zu sterben

  1. FreEmotioNic
    September 26, 2013

    Meine Oma hat mal zu mir gesagt: Glück ist nur eine Momentaufnahme, eine starke Emotion im Hier und Jetzt….Zufriedenheit mit sich und seinem Leben zu finden, sei ein viel grösseres Geschenk, und nur wenigen wird diese einfach so zuteil, die meisten suchen danach…immer wieder aufs Neue.
    Die Hauptaufgabe des Lebens ist wohl, es zu Leben, möglichst auf eine Weise, die einem Selbst mehr Zufriedenheit, als Unzufriedenheit beschert. Der Tod als Teil des Lebens in sich zu integrieren, in der Akzeptanz, dass er ebenso wie unsere Zeugung nicht unserem Willen unterworfen sein kann.

    Ich glaube es gibt nur einen Grund, weshalb Menschen den Suizid wählen: ANGST
    Angst vor den vielfachen Herausforderungen, ein eigenes persönliches Individuum zu sein und sein Leben zu gestalten. Oder aber aus Angst vor dem Verlust dieser persönlichen Identität, paradoxerweise aus Angst vor dem eigenen Tod. So ist es für manche erleichternd diese letzte Entscheidung selbst zu treffen, statt ein Leben lang das Damoklesschwert über dem eigenen Genick schwingen zu spüren.

    Mal angenommen meine Schwester würde sich das Leben nehmen, weil sie seit geraumer Zeit WAHNSINNIG glücklich (oder etwa glücklich Wahnsinnig?) ist, dann würd ich mich ehrlich gesagt überhaupt nicht freuen für sie, ich würd davon ausgehen, dass sie nur die Hose voll hat, eine noch nicht existente aber sicherlich früher oder später anreisende Krise zu beherbergen, sich mit dieser und auf ein Neues mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich selbst unter Umständen wieder Neu zu definieren. Würd sie sich umbringen weil sie wahnsinnig unglücklich ist, würd ich das ebensowenig begrüssen…nicht weil ich ihr helfen wollte, grundsätzlich kann sich sowieso nur jeder selbst helfen, aber wenn gerade sie das mal vergessen sollte, muss ich an ihrem Geisteszustand und somit an ihrer Mündigkeit zweifeln.
    Nicht umsonst haben viele Erwachsene Menschen, die psychisch erkrankt sind, einen Vormund. Ich erinnere mich da an einen Klienten von mir, ca 50 jahre alt, an einer Schizophrenie erkrankt und schwerst Alkoholabhängig. So einmal im Monat wollte er unbedingt sterben, er selbst wollte dies aber nicht umsetzen, sondern mit EXIT einen Termin vereinbaren. Ich habe jeweils die Nummer für ihn eingestellt und er hat dann 2 Stunden mit dem Mann von EXIT über dies und jenes gesprochen…darauf war er in der Regel wütend, weil EXIT sein Sterbeprojekt nicht unterstützen konnte. Am nächsten Tag sagte er nicht selten, dass er jetzt doch ganz froh sei, noch da zu sein und ging spazieren, sass auf seiner Bank, wo er immer so bisschen Hinz und etwas Kunz traf zum Gesprächeln…Sterben war dann wieder eine Weile kein Thema mehr.

    Unsere Emotionen schlagen bekanntlich recht hohe Wellen, wir sollten sie reiten…anstatt genau in diesem Moment mit unklarem Kopf vom Brett zu steigen…irgendeine Welle wird uns irgendwann sowieso für immer mitnehmen.

    • Text-Schlachter
      September 26, 2013

      Natürlich würde ich mich ebenso wenig freuen, wenn sich jemand aus der Familie oder Freundeskreis das Leben nimmt. Ich meine, wer tut das schon? (Da müsste ja enorm viel Hass mit im Spiel sein.)
      Ich persönlich könnte jedoch besser damit umgehen, wenn ich weiss, dass er oder sie nicht in Trauer lebte. Wie ich im Text schon zu erklären versuchte, ist aber ebendieses „Glücklich Sterben“ quasi undenkbar. Weil schon der Gedanke daran, jemand anderes mit seinem Tod zu quälen, kann das Glück schon senken.
      Eine Person meinte mal: „Menschen nehmen sich auch das Leben, wenn sie denken, sie seien fertig. Sie haben ‚alles‘ und brauchen ’nichts‘ mehr.“ (Oder so ähnlich.) Aber was bedeutet fertig? Die Angst vor neuen Aufgaben ist wohl auch ein Teil. Denn neue Aufgaben kommen nicht erst, wenn die alten Aufgaben erledigt sind. Von dem her muss man sich immer mit neuen Dingen befassen, ob man will oder nicht. Dies hindert einen daran, „vollkommen Glücklich“ zu sein und Selbstmord zu begehen.
      Mir ging es in diesem Text auch darum, eine etwas andere Sichtweise aufzuzeigen.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am September 22, 2013 von in 1.